Geschichte

1901: Der Ortsverein Gommern gründet sich

Die Sozialdemokratie hat in Gommern eine lange Tradition. Vor mehr als 100 Jahre gründete sich der erste Ortsverein der SPD im Gommern. Das genaue Daten der Gründung im Jahr 1901 ist leider nicht mehr festzustellen.

Aus dem Nachlaß des 1962 verstorbenen Wilhelm Enderling ist aber eine Gruppenaufnahme aus dem Jahr 1926 erhalten, die auf das 25-jährige Bestehen des SPD Ortsvereines verweist.

In den ersten Jahren nach der Gründung des Ortsvereins trat die SPD in Gommern als sozialdemokratischer Wahlverein in Erscheinung. Der Ortsverein war Mitglied im sozialdemokratischen Wahlverein der Landkreise Jerichow I und II. Erster Vorsitzender des Ortsvereines ist der Zigarrenhändler Carl Voigt, der ab 1904 in Polizeiberichten auch als Gewerkschaftsbeamter genannt wird, Nachfolger soll später dann F. Enderling gewesen sein. An dem sozialdemokratischen Parteitag 1902 in München kam es zu einem Treffen zwischen Carl Voigt und August Bebel.

Am 1. Mai 1902 fand eine öffentliche Vollversammlung des SPD Ortsvereins mit 210 Teilnehmern statt. Einberufen wurde die Versammlung laut Polizeibericht durch A. Clawin. Eine weitere öffentliche Vollversammlung, einberufen von Friedrich Röpenack, fand vor 400 Teilnehmern in der Gaststätte “Sonne” am 02.08.1902 statt. Carl Voigt trat dort als Hauptreferent mit den Themen, Darlegung der Rolle der Gewerkschaften und der demokratischen Parteien, vor allem der Sozialdemokratie und der Forderungen der Sozialdemokratie an den Staat auf.

In den folgenden Jahren bis zum ersten Weltkrieg kommt es laut Polizeiberichten regelmäßig zu Versammlungen des SPD Ortsvereines mit unterschiedlicher Teilnehmerzahl und Themen. Der Ortsverein zählte 1906 laut Kassenbericht 58 Mitglieder und schloß sich gemeinsam mit den Wahlvereinen Jerichow I und II dem Bezirksverband Magdeburg an.

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges, dem Zusammenbruch des Kaiserreiches und der Novemberrevolution am 09.11.1918 begannen in Gommern wie überall in Deutschland unruhige Zeiten. Am 16. November 1918 beriefen Gewerkschaften und der SPD Ortsverein ein Versammlung zur Gründung eines Arbeiterrates ein.

Ein Wahlergebnis aus dieser Zeit gibt Auskunft über die politische Stimmung in Gommern. Entgegen dem Trend im gesamten Reichsgebiet (34,4%) stimmten 1926 von 2835 Wahlberechtigten 1537 (54,2%) für eine Enteignung der deutschen Fürsten. Da bei dem Volksentscheid nur 1679 Stimmberechtigte ihr Wahlrecht nutzten war die Zahl der Gegenstimmen unter den tatsächlich Abstimmenden mit 52 Neinstimmen bei 90 ungültigen Stimmen sehr gering.

In der Zeit bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten , im Januar 1933, wurden durch den Ortsverein zahlreiche politische, aber auch kulturelle, Veranstaltungen durchgeführt.

Nach Inkrafttreten des Ermächtigungsgesetzes, gegen das die SPD als einzige Partei im Reichstag gestimmt hatte, wurde auch die SPD verboten und das Vermögen der Partei zu Lasten des Staates eingezogen. Über die Beschlagnahme des Vermögens des Gommeraner Ortsvereins meldete der Bürgermeister, als zuständige Polizeibehörde, dem Landrat die Sicherstellung von 45 Büchern aus der Bücherei und 2,14 RM aus der Kasse des Ortsvereins.


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